Benjamin Berendes und die Schule des Lebens - Teil 2
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Die Zeit auf dem Schiff, die Erfahrungen mit den Crewmitgliedern und der Verzicht auf Schlaf um die Welt zu erforschen. Benjamin Berendes Interview Teil 2.
Höhen und Tiefen
Interviewer: Kannst Du da näher darauf eingehen auf die Zeit? Erzähle mir bitte mehr über die Höhen und Tiefen, über das Positive und Negative auf dem Schiff.
Benjamin Berendes: Beginnen wir mit dem Positiven. Du wirst dafür bezahlt, Dir die Welt anzuschauen. Und wenn du auf so einem Schiff an den richtigen Stellen arbeitest, hast du wenn das Schiff am Hafen angelegt relativ viel Zeit. Die Bar gehört da auf alle Fälle dazu, da wenn die Passagiere nicht da sind, diese auch nicht geöffnet sein muss.
Das heißt, ich habe eigentlich in jedem Hafen die Möglichkeit gehabt, von Bord zu gehen und mir die Hafenstädte ansehen können. Und gerade bei populäreren Reisezielen, wie Sydney, die eine oder andere Karibikinsel, Miami, hatte ich dann auch die Möglichkeit, längere Zeit von Bord zu gehen, weil das Schiff dann nicht nur sechs Stunden lag, sondern zwei, drei Tage.
Interviewer: Sehr spannend Benjamin!
Benjamin Berendes: Das Negativ war, dass es ein Knochenjob ist. Auch wenn Du viel Freizeit hattest, hattest du diese nur wenn Du sie Dir vom Schlaf abgezogen hast. Die Bars waren ab vier Uhr nachmittags geöffnet. Und dann natürlich so lange, bis der letzte Passagier sich eingebildet hat ins Bett zu gehen. Nicht mehr ganz so junge Menschen richten ihr Schlaf-Wach-Bedürfnis durchaus auch nach dem Sonnenlicht. Und wenn die Sonne nicht untergeht, dann gehen die auch nicht ins Bett.
Also das war schon heftig. Und dann auch zwischenmenschlich, was da teilweise abgelaufen ist.
Das Zwischenmenschliche als höchste Prüfung
Interviewer: Ja das kann ich mir gut vorstellen! Kannst du auf die zwischenmenschliche Thematik noch näher eingehen?
Benjamin Berendes: Auf der einen Seite war es zwischenmenschlich super, gerade mit den anderen Crewmitgliedern, mit den anderen Kulturen. Ich habe einfach viel gelernt, wie ich mit Menschen umgehen muss, dass sie sich von mir respektiert fühlen. Weil das ist gerade bei machtbewussteren Kulturen wie den Russen, wie den Filipinos halt einfach auch Grundvoraussetzung dafür, dass sie Dich respektieren.
Die respektieren niemanden, der sie nicht respektiert. Das ist ein großer, großer Führungsfehler, der auf ganz, ganz vielen Schiffen gemacht wird, dass diese Personengruppen nicht mit dem nötigen Respekt behandelt werden. Und deswegen auch nicht durch das Feuer gehen für ihre Chefs.
Und da habe ich extrem viel über das menschliche Miteinander gelernt. Vorallem was das Berücksichtigen von kulturellen Unterschieden angeht. Wie weit kann man gehen? Wie weit sollte man gehen? Wie unterschiedlich ticken verschiedene Kulturen? Und dann eben auch: Wie funktionieren Hierarchien?
Ich bin mit 23 befördert worden zum stellvertretenden Restaurantleiter und habe Leute unter mir gehabt, die hätten ohne Probleme mein Vater sein können. Und diese Menschen dann dazu zu bringen, dass die den Job genau so machen, wie sie sollen, das ist ein Brett.
Das ist am Anfang wirklich schwierig. Denn Du musst ihnen als allererstes einmal beweisen, dass Du das, was sie machen, besser kannst als sie. Dann musst du ihnen zeigen, dass Du hinter ihnen stehst.
Kopf hinhalten par excellence
Interviewer: Hast du da ein Beispiel für mich?
Benjamin Berendes: Du kannst nicht einfach hergehen, wenn der Hotelmanager vorbeikommt und meckert: „Warum sind die Salatschüsseln schon wieder leer?“ vor versammelter Mannschaft und dem Hotelmanager und dann den dafür zuständigen Kellner zusammenscheißen.
Sondern erst einmal hältst Du deinen Kopf hin und schaust dann, dass Du Dir den zuständigen Kellner greifst und dem unter vier Augen klar machst, dass so etwas nicht mehr passieren darf. Und irgendwann schaffst Du es dann einfach, dass Sie dich respektieren oder Du steigst aus.
Wenn du ein Team mit 20, 25, 30 Leuten unter dir hast, dann können die Dich halt ganz, ganz flott absägen, wenn sie einfach nicht das machen, was sie sollen. Gerade wenn das machtbewusstere Menschen sind, passiert das auch. Das war schon eine riesen Herausforderung.
Hinzukam, dass ich von jemandem befördert worden war, der nur als Vertretung fungierte. Und die Person, den er vertreten hat, der hatte wenig übrig für Ihn. Das heißt, ich bin da auch noch zum Spielball eines Reviermarkierungscontest geworden. Deswegen sage ich, auf der einen Seite eine mega geile Zeit, weil ich super viel gelernt habe. Ich habe tolle Leute kennengelernt, zu denen ich heute zum Teil immer noch Kontakt habe.
Aber auf der anderen Seite aber eben auch richtig hart.
Interviewer: Wie ging es dann weiter nach der Zeit auf dem Schiff?
Benjamin Berendes: Als ich vom Schiff ging, dachte ich mir, ich brauche etwas anderes. Nicht mehr Abends arbeiten und so kam es, dass ich für eine Hotelgruppe in Berlin in den Vertrieb gegangen bin.
Interviewer: Vielen Dank Benjamin für diesen tollen Einblick.
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